Irgendwie sprechen alle davon – du musst nur lernen zu fühlen und deine Gefühle wahrzunehmen und dann wird das schon gehen, die Kontrolle des Essens loszulassen. Aber wie soll das gehen mit dem Fühlen? Wie kann ich das lernen? Kann ich das überhaupt lernen?
Ich kann mich noch gut an den Moment erinnern, als ich zum ersten Mal aufgefordert wurde meine Hände auf mein Herz zu legen und die Verbindung zu meinem Herzen wahrzunehmen. Und dabei feststellte, dass ich weder was Körperliches wahrnahm noch irgendein Gefühl. Bin ich etwa tot? – dachte ich.
Nein, das war ich ganz und gar nicht – ich hatte „nur“ über die Jahre des gestörten Essverhaltens, meine Verbindung zu meinem Herzen verloren. Ich brauchte Monate, bis ich zum ersten Mal meinen Herzschlag und meine Gefühle dazu, bewusst wahrnehmen konnte.
Wie habe ich das gemacht?
Ich habe mir im ersten Schritt erlaubt, mein Herz spüren und wahrnehmen zu dürfen. Denn über die Jahre des „Kontrolle-Behalten-Wollens“ meines Essens habe ich auch die Kontrolle über meine Gefühle und mein Herz behalten wollen. Die Folge war, dass ich mir verboten habe, mein Herz zu fühlen. Ich habe eine große Mauer drumherum gebaut.
Ich hatte das Fühlen verlernt!
Während dieser Zeit habe ich alles, was mit Gefühlen zu tun hatte, weggedrückt. Ich habe den Teil in mir komplett weggesperrt. Es tat mir einfach zu weh, die alten Verletzungen und Wunden zu spüren. Außerdem hatte ich auch Angst vor dem vermeintlichen Schmerz. Deshalb wusste ich auch gar nicht, wie das gehen soll mit dem Fühlen. – Ich hatte es schlichtweg verlernt.
Welche Schritte haben mir geholfen, das Fühlen wieder zu erlernen?
Schritt #1 – die Annahme
Ich erkenne und nehme an, dass es mir momentan schwerfällt zu fühlen und mein Herz wirklich wahrzunehmen. – Das ist vollkommen ok. Sich das Einzugestehen ist wichtig, denn nur dann, kann ich was ändern.
Schritt #2 – die Erlaubnis
Ich gebe mir selbst die Erlaubnis, mein Herz spüren und fühlen zu dürfen. – Oft erlauben wir uns Gefühle nicht, weil wir denken, es nicht wert zu sein. Deshalb ist es wichtig sich selbst nochmal ganz bewusst, die Erlaubnis für das Fühlen und die Gefühle zu geben.
Schritt #3 – der erste Herzschlag
Ich lege meine Hände auf mein Herz und gehe auf Entdeckungstour. Ich gehe spielerisch, wie eine Forscherin, mit der Frage ran: „Wie viel kann ich von meinem Herzen wahrnehmen?“ Wie schlägt mein Herz? Laut, leise, schnell, langsam, ruhig? Oder spüre ich gar nichts? – Egal, was du da wahrnimmst – auch nichts – ist vollkommen ok. Denn oft machen wir uns selber Druck, was spüren zu müssen, aber alles hat seine Zeit und seinen ganz eigenen Rhythmus. So auch das Fühlen und Wahrnehmen.
Schritt #4 – das erste Gefühl
Ich spüre, wie mein Herz schlägt. Was kann ich dabei fühlen? – Jetzt geht es um die emotionale Ebene. Hier geht es darum, zu schauen, ob sich ein Gefühl zeigen möchte. Traurigkeit, Wut, Liebe, Freude, Frieden? Alles ist möglich. – Wenn sich nichts zeigen möchte – vollkommen ok – Take IT easy.
Schritt #5 – die Namensgebung
Ich gebe meinem Gefühl einen Namen. Meinen ganz eigenen Namen. – Hier geht es darum, das Gefühl zu benennen und zu schauen, was es mit dir macht? Vielleicht kommen dir in dem Zusammenhang bestimme Situation in den Sinn oder Gedanken? – Alles ist willkommen. Sei eine Forscherin deiner Gefühle. Schreibe alles auf, was dir jetzt in den Sinn kommt.
Wichtig bei all den Schritten ist, dem ersten Impuls zu folgen. Der in der Regel innerhalb eines Fingerschnippens, da ist. Oft verkopfen wir in solchen Situationen und vertrauen unserem ersten Impuls nicht. – Deshalb vertraue darauf.
Alle Gefühle sind willkommen!
Genau darum geht es in deinem Leben – wieder eine liebevolle und starke Verbindung zu deinen Gefühlen und deinem Herz aufzubauen. Alle Gefühle sind willkommen.
Habe den Mut zu Fühlen, denn die Welt braucht mehr Frauen, die im Frieden mit ihren Gefühlen sind.
Die Liebe zu fühlen genauso, wie die Wut. Die Traurigkeit zu fühlen, genauso wie die Freude. Diese unendlich kraftvolle Energie. Diese Energie, die dich aus macht – die wir Leben nennen. Denn erst, wenn wir all diese Gefühle gefühlt haben, wird die Angst davor kleiner und wir können Frieden mit ihnen schließen. Frieden mit uns selbst. Frieden mit dem Essen. Und dadurch die Kontrolle des Essens loslassen.
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