Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie schwer es mir fiel, in der Öffentlichkeit und in Gesellschaft zu essen. Nicht nur, dass ich permanent das Gefühl hatte, andere würden ständig auf meinen Teller schauen und bewerten, was und wie viel ich esse. Nein, ich hatte auch ständig das Gefühl, ich müsste mit der Auswahl meiner Speisen einem bestimmten Ideal einer dünnen, sportlichen Frau entsprechen, die sich ausschließlich gesund und bewusst ernährt. Was dazu führte, dass ich mein Essen nach diesem Idealbild aussuchte und selten nach dem, wonach mir in dem Moment wirklich war. Ich hatte das Gefühl ich müsste besonders kalorienarme, fettarme, frische und cleane Speisen essen. Außerdem spielte dann auch noch die Portionsgröße eine wichtige Rolle. Diese durfte nicht zu groß sein, damit andere nicht denken, ich würde zu viel essen. Weshalb ich dann immer kleine Portionen gewählt habe oder die Hälfte einer „normalen“ Portion auf meinem Teller gelassen habe – obwohl ich noch Hunger hatte – um meiner Umwelt zu suggerieren – ich brauche nicht mehr und achte auf meinen Körper. Ich habe mir sogar den Nachtisch verkniffen aus Angst mich dafür rechtfertigen zu müssen.
Quintessenz war, dass ich mich beim Essen in der Öffentlichkeit und in Gesellschaft unwohl und unfrei gefühlt habe.
Wenn du hier bist und das liest, gehe ich davon aus, dass es dir genauso geht oder dir das Thema in ähnlicher Weise bekannt vorkommt.
Heute ist es mir egal, was andere sagen – ich esse das, worauf ich Lust habe, und zwar so viel ich will. Und wenn ich Bock habe auf einen Nachtisch, dann bestelle ich ihn mir, ohne mir über die Meinungen anderer Gedanken zu machen.
Was hat mir dabei geholfen dahin zu kommen?
Zum einen habe ich der Essenspolizei in mir den Kampf angesagt. Ich habe mich selbst darin bestärkt, dass es nicht darauf ankommt, was andere darüber denken, was und wie viel ich esse, sondern dass es allein darauf ankommt, was ich darüber denke und fühle. Zum anderen habe ich mich selbst wieder an erste Stelle in meinem Leben gestellt und meinen Selbstwert vom Essen getrennt.
Denn beim Essen, egal ob in der Öffentlichkeit, in Gesellschaft oder allein, geht es darum, deinen Selbstwert vom Essen zu lösen, diesen zu stärken und dadurch innere und äußere Sicherheit im Umgang mit dem Essen zu erlangen und zu kultivieren.
Sodass dir, die Meinungen und Bewertungen anderer zunehmend egal werden.
Was kannst du konkret dafür tun?
Part One – Schaffe dir äußere Sicherheit
Schritt #1
Suche dir eine Person des Vertrauens und übe mit ihr das wertungsfreie Essen in der Öffentlichkeit und in Gesellschaft – hole dir z. B. ein Eis und gehe mit ihr durch den Park spazieren.
Schritt #2
Suche dir einen Gegenstand, wie einen Schlüsselanhänger, der dir ein positives Gefühl und Sicherheit gibt. Positioniere ihn so, dass du ihn in den Momenten der Unsicherheit und des Unwohlseins griffbereit hast. So kannst du dich an ihm festhalten und dich mit Sicherheit aufladen.
Schritt #3
Wähle das „Entspannte-leicht-aus deiner-Komfortzone-Essen“ – Suche dir z. B. ein Essen aus, worauf du Lust hast und was für dich nach außen vertretbar ist. So übst du dich in der äußeren Sicherheit und wahrst dennoch deine Bedürfnisse, was deinem Selbstwert steigert.
Schritt #4
Erde dich – du fühlst dich unsicher und unwohl – dann stelle bewusst beide Füße auf den Boden und spüre den Boden. Verbinde dich gedanklich mit dem Boden und lasse dir in Gedanken starke Wurzeln wachsen, welche dich stabilisieren und dir Halt geben.
Part Two – Stärkung deines Selbstwertes
Frage #1
Welche 5 Dinge kannst du richtig gut?
Frage #2
Welche Superkräfte hättest du gern und warum?
Frage #3
Was würdest du sagen, ist deine bezauberndste Eigenschaft unabhängig des Essens und deines Körpers?
Frage #4
Was würde die Frau in der Situation machen, die diesen Weg bereits gegangen ist?
Schreibe dir die Antworten auf. Mache kleine Spickzettel davon und lege sie in dein Portemonnaie. Sodass du sie als kleine Reminder immer zur Stärkung deines Selbstwertes dabei hast, wenn du sie brauchst.
Ich wünsche dir viel Freude beim Ausprobieren und denke immer daran, du bist nicht allein mit diesem Thema.
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